Nairobi: Straßenkinderprojekt

Gemeindeabend über das Pangani-Straßenkinder-Projekt am Dienstag, 18. Februar 2020, um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Schalkhausen

Mädchen beim Straßenkinderprojekt

„Wir holen Mädchen von der Straße“.
Pangani ist ein Stadtteil in Nairobi/  Kenia und der Name eines Projekts: Mädchen aus den Slums von Nairobi/Kenia finden im PLCC (Pangani Lutheran Children Centre) Unterstützung und ein neues Zuhause.
In unserer Kirchengemeinde berichteten Anita und Reinhold Pfindel schon einmal unter dem Titel „Starke Mädchen – starke Frauen“ über Pangani. Sabine und Martin Knodt aus Hersbruck  erzählen nun von neuen Eindrücken und Erfahrungen, die sie bei ihrem letzten Partnerschafts-Besuch in Nairobi gesammelt haben. Sie bringen die ehemalige PLCC-Schülerin Leah Kavuli mit (Leah´s Bericht war in der letzten Ausgabe des Gemeindebriefs zu lesen), die zur Zeit im Rahmen des Internationalen Freiwilligenprogramms Süd-Nord, MissionEineWelt, im Evangelischen Haus für Kinder in Hersbruck mitarbeitet.

 

Neue Infos aus Nairobi von Claudia Heiß im September 2019:

Leah in Hersbruck

Leah Kavuli ist ein ehemaliges PLCC Mädchen und macht seit Juli 2019 einen Freiwilligeneinsatz in der Kindertagesstätte in Hersbruck. Sie berichtet:
Ich betrachte mich wirklich als einen sehr glücklichen Menschen, da mir die Möglichkeit geboten wurde, an dem „weltwärts Freiwilligen Süd-Nord Programm“ teilzunehmen.  Am 12. Juli 2019 bin ich in Hersbruck angekommen und so dankbar, dass ich die Chance habe, so viele bezaubernde weiße Leute zu treffen. Seit über zwei Monaten lerne ich von einer bunten Mischung neuer Erfahrungen insbesondere im Kindergarten; sogar meine Kinderzeit rufe ich mit tollem Spielzeug zurück.
Die Sauberkeit in der Stadt erfreut mich sehr; keine offenen Abwassergräben und nirgends „fliegende Toiletten“. Die Dächer sind so schön und sauber. Die Natur und Umwelt wird hier viel mehr respektiert als bei uns zuhause.
Ich bin so glücklich, viele süße weiße Kinder im Kindergarten zu sehen; mit ihnen zu spielen und Zeit zu verbringen ist das beste Gefühl in meinem Leben. Sie ähneln kleinen himmlischen Wesen - sehr mutig und intelligent. Es gibt Teamwork und sehr unterstützende, geduldige und kooperative Kollegen. Ich habe noch nie solche Einheit und Zusammenarbeit bei der Arbeit wie hier erlebt.
Sabrina Hautsch, die Leiterin des Kindergartens, hat mir gezeigt, wie ich die Kinder während und nach dem Mittagsschlaf betreuen kann und darüber hinaus noch viele andere Sachen. Ehrlich, ich habe noch nie eine Chefin mit einem goldenen Herzen wie ihrem getroffen. Ich hoffe, dass ich eines Tages eine gute Leiterin sein kann, wenn ich ihren Schritten folge.
Mein herzlichster Dank und meine Bewunderung gehen an meine Mentorin Sabine Knodt zusammen mit ihrem Mann Martin. Trotz ihrer außerordentlich vielen Arbeit und ihren Aufgaben nehmen sie sich Zeit, um mir zuzuhören und mich auf dem rechten Pfad zu führen und zu halten. Sie haben mich in ihr schönes Haus aufgenommen, wodurch ich meinen Freiwilligeneinsatz erbringen kann.
Ich fühle mich allen Unterstützern, Claudia Heiss und Mission EineWelt verpflichtet und  bin sehr dankbar für die andauernde Hilfe. Ich bin der festen Überzeugeng, dass ich gegen Ende meines Freiwilligendienstes die Person der Welt sein werde, die am meisten innerhalb eines Jahres profitiert hat. Übrigens freue ich mich darauf, den ersten Schnee in meinem Leben zu sehen!

 

Veronicah
Bildrechte Claudia Heiß

Ich bin eine Kämpferin

Ich bin Veronicah,19 Jahre alt und seit 2004 im PLCC. Als ich klein war, lebte ich mit meiner Mutter in einem Slum in Nairobi. Meine Mutter hatte keine Arbeit und deshalb verkaufte sie Marihuana, was illegal ist. Sie wurde erwischt und musste für fünf Jahre ins Gefängnis.

Das waren sehr schwere Jahre für mich; nichts zu essen, schlafen im Freien und niemand, der sich um mich sorgte. Als meine Mutter entlassen wurde, lebten wir weiter auf der Straße. Ich war gut im Betteln. Ja, manche Angesprochene waren hart und beschimpften mich, aber andere waren freundlich und schenkten mir Nahrungsmittel.

Als das PLCC das Notburga Haus in Ongata Rongai eröffnete, war ich unter den Glücklichen, die dort einziehen konnten. Das Leben schien einfacher zu werden. Dann starb 2013 meine Mutter, das schlimmste, was mir je passiert ist. Nun habe ich keine eigene Familie mehr.

Meine Lehrer und Betreuerinnen standen mir bei und halfen mir, meine Trauer zu überwinden. Ich lernte fleißig in der Schule und machte einen guten Schulabschluss, mit dem ich eine der besten staatlichen Sekundarschulen besuchen konnte. Damit ging ein Traum für mich in Erfüllung. Und auch hier traf ich auf Lehrer, die mir wohlgesonnen waren und mich unterstützten. Im vergangenen Dezember habe ich meine Abschlussprüfung gemacht. - Und zwar so gut, dass ich Zugang zu einer staatlichen Universität habe. Im September möchte ich ein Jurastudium beginnen. Seit meiner Kindheit habe ich diesen Wunsch. Ich möchte mich einmal einsetzen für arme Frauen mit ihren Kindern, und gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch von Frauen und Kindern.

Ich danke Gott, dass er mir ein optimistisches Gemüt geschenkt hat, das mich voranbringt. Er wird auch in meiner Studienzeit bei mir sein, damit ich mit besten Ergebnissen abschließen werde.

 

Infos vom November 2018:

Tief beeindruckt

Wie in einer anderen Welt fühlten sich sechs Hersbrucker, als sie im  August das PLCC in Nairobi besuchten.

Sie hatten sich eine Woche Zeit genommen, um den Kontakt zu Mädchen und MitarbeiterInnen zu knüpfen bzw. aufzufrischen und zu vertiefen. Untergebracht im Gästehaus der Einrichtung in Ongata Rongai waren sie ganz nah dran an den Mädchen, erlebten ihren Tagesablauf vom Aufstehen bis zum zu Bett gehen. Beim gemeinsamen Spielen, Singen, Basteln, Reden und Hören, Lehren und Lernen gab es keine Scheu und selbst Sprachschwierigkeiten traten in den Hintergrund.

Es war auch Gelegenheit Bischof Kahuthu zu treffen, eine Stadtgemeinde zu besuchen, im Pangani Haus die Kinder und Mitarbeiterinnen kennen zu lernen, und einen Ausflug in die Landgemeinde Mashuru zu machen, der wegen der spannenden Anreise auf unwegsamen Pfaden allen im Gedächtnis bleiben wird.

Sie sagen: „Es war jedes Mal wie eine Rückkehr an einen friedlichen Ort, wenn wir aus der hektischen, lauten Stadt hinausfuhren (oder im ewigen Verkehrsstau hinauskrochen) ins Grüne, in dieses Refugium für die Mädchen von den Slums und den Straßen Nairobis.

Vieles, was wir dort gesehen und erlebt haben, hat bei uns einen tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen: Die Fröhlichkeit und Anhänglichkeit der Mädchen, das Engagement der Mitarbeiter, das Aufgenommensein in fremder Umgebung…“

Besucht im Straßenkinderprojekt
Bildrechte Claudia Heiß
Besuch beim Straßenkinderprojekt Nairobi

 

im April 2018:

Kajoo

Lachen und Weinen
Sie wird „Kajoo“ von den PLCC Kindern genannt, seit sie ins PLCC gebracht wurde. Vor 18 Jahren wurde sie auf Nairobis Straßen geboren. Ihr Vater starb, als sie noch sehr klein war. Sie lebte mit ihrer Mutter, die heute vier weitere Kinder hat. Im Alter von vier Jahren zog sie im Pangani Haus ein. Man sah sie fast immer lächelnd oder lachend. Sie eiferte ihren großen Schwestern nach; putzen diese ihre Schuhe tat sie das auch. Sie hat im PLCC mit dem ersten Kindergartenjahr begonnen und seit Januar besucht sie nun die Sekundarschule. Für sich allein gesehen, ist sie stolz auf ihre Leistungen. Aber es macht sie traurig und besorgt, dass ihre Mutter und die Geschwister weiterhin auf der Straße leben. Sie wünscht, ein Wunder möge geschehen und ihre Mutter könnte ihr Leben ändern.

Wir haben sie aufwachsen sehen und zweifeln nicht, dass Gott einen Plan mit der Familie hat und eines Tages Kajoos Tränen abwischen wird. Wir tun alles uns mögliche, um weitere ihrer Verwandten ausfindig zu machen, damit jemand aus der Familie sie besucht, wenn in der Schule ein Elterntag stattfindet. Dank allen, die geholfen haben, dass Kajoo so weit kommen konnte.

 

Rückblick Gemeindeabend mit Pfarrer Pfindel im Februar 2018

Wir freuen uns, dass Herr Pfarrer Pfindel aus unserer Nachbargemeinde Schalkhausen ebenfalls Kontakte zum Straßenkinderprojekt Nairobi hat. Er war bereits dort und konnte uns Bilder zeigen und persönlich berichten über die neuesten Entwicklungen.

Wir haben auch bisher in kurzen Abständen im Gemeindebrief berichtet. Claudia Heiß, die gemeinsam mit ihrem Mann zum Aufbau des Projektes beigetragen hat und auch jetzt noch immer wieder in Nairobi vor Ort ist, hat uns freundlicherweise Informationen gesendet. Das wird auch weiterhin der Fall sein.

Mädchen, die in den Slums Nairobis leben, haben meist kein wirkliches Zuhause. Das Leben auf der Straße ist unbarmherzig und hart. Überall droht die Gefahr, überfallen oder vergewaltigt zu werden. Liebe, Geborgenheit und Sorglosigkeit kennen sie nicht. Ihr Zuhause besteht oft nur aus einer Plastikplane zwischen Müll und Schutt am Rand der Elendsviertel Nairobis.
Das Pangani Lutheran Children Centre (PLCC) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kenia ist ein Zentrum für Mädchen in Nairobi. Seit mehr als 15 Jahren kümmern sich Mitarbeiterinnen um schutzlose Mädchen von der Straße. Die Mädchen brauchen viel Zuwendung, Zeit und Geduld, um wieder Vertrauen zu Erwachsenen fassen zu können. Im PLCC lernen sie lesen, schreiben und rechnen. Wer fleißig ist, kann sogar eine weiterführende Schule besuchen und einen Beruf erlernen.

Seit vielen Jahren unterstützt und begleitet die Kirchengemeinde Elpersdorf das Projekt „Straßenkinder Nairobi“ (Pangani Lutheran Children’s Centre). Bei diesem Projekt wird Mädchen, die sonst auf der Straße leben müssen und keine Schule besuchen, eine Schulausbildung und eine Unterkunft und Betreuung in einem Haus ermöglicht.

Das Pangani Lutheran Children's Centre (PLCC) ist eine sozial-diakonische Einrichtung der Kenya Evangelical Lutheran Church (KELC), die sich Mädchen annimmt, die in den Straßen Nairobis betteln und leben. Zum Zeitpunkt der Aufnahme besuchen sie keine Bildungseinrichtung. Unser Ziel ist es, durch das Angebot einer ganzheitlichen Erziehung ihre Lebenssituation zu verändern.

 Das PLCC setzt seine Ziele in konkreten Einzelmaßnahmen um.

  • Rehabilitation durch schulische und außerschulische Erziehung
  • Unterstützung bei der beruflichen Ausbildung oder beim Studium an Hochschulen und der Universität
  • Übernahme aller Schulkosten (für Schuluniform, Lehrmaterial, Essen, Fahrtkosten und Gebühren)
  • Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung in der Einrichtung
  • Intensiver Kontakt zu Schule und Erziehungsberichtigten
  • Unterbringung für besonders gefährdete Mädchen
  • Mütterliche Fürsorge für die aufgenommenen Kinder
  • Ausreichende Ernährung
  • Psychologische Beratung
  • Medizinische Vorsorge und Behandlung
  • Bewusstseinsbildung für die besondere Gefährdung durch AIDS
  • Seelsorge
  • Einübung in alltagstaugliche Fertigkeiten wie Körperpflege, Hygiene, Wäschewaschen, Kochen und Handarbeiten
  • Bereitstellung von Kleidung und Hygieneartikeln

Im Internet unter http://www.plcc-nairobi.org/de finden Sie weitere, aktuelle Informationen. Wir möchten Sie einladen, die Webseiten zu erkunden und hoffen auf Ihre Mithilfe.

Verbindungsfrau ist Claudia Heiß von Mission Eine Welt. Sie hat zusammen mit ihrem Mann viele Jahre in Nairobi beim Aufbau des Projektes mitgearbeitet und besucht immer noch jährlich die Station. Sie berichtet uns auch aktuell im Gemeindebrief über die aktuelle Entwicklung und Verwendung der Spenden.

Alle Spenden kommen direkt und ungekürzt dem Projekt zugute.

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