»Nicht durch menschliche Macht und Gewalt wird es dir gelingen, sondern durch meinen Geist!«
Das sage ich, der Herr, der Herrscher der Welt.
Sacharja, Kapitel 4, Vers 6
Ohne den Schlussstein würde ein Gewölbe zusammenbrechen. Solange er fehlt, braucht der Bau ein Gerüst, eine Schalung – sonst würde die schönste Form nicht halten. Ganz oben, wo die Linien zusammenlaufen, nimmt der Schlussstein alle statischen Kräfte in sich auf und sorgt für die Stabilität des Ganzen. Das Material des Schlusssteins muss nicht von besonderer Qualität sein. Aber genau passen muss er. Sonst hält das Ganze nicht zusammen.
Wer im Altarraum der Wehrkirche zu Elpersdorf den Kopf in die Höhe wendet, erblickt ganz oben im Gewölbe den heiligen Laurentius, vom Steinmetz vor hunderten von Jahren in den Schlussstein gemeißelt. Der heilige Laurentius hat dieser Kirche ihren Namen gegeben. Seine Geschichte spielt in Rom, wohl im Jahre 258. Kaiser Valerian, ein erklärter Gegner der Christen, verlangt die Herausgabe des Kirchenschatzes. Er will das Geld – das aber hat Laurentius, der Diakon, schon an die Bedürftigen in der Gemeinde verteilt. Als er zum Kaiser zitiert wird, bringt er ihm stattdessen die „güldnen Gefäße, die ewigen Schätze der Kirche“ mit: Alte, Behinderte, Kranke, Waisenkinder – „siehe, das wahre Gold ist das Licht der Welt, Jesus Christus; diese aber sind des Lichtes Kinder und der wahre Schatz der Kirche, ihr Gold, Perlen und Edelgestein“.
Laurentius, der Heilige – ein Mensch ohne Angst, unabhängig, frei. Seine Courage lässt ihn seinen Weg leichten Herzens gehen, erzählt die Legende.
Er wird zum Feuertod verurteilt.
Heute – der Blick nach oben zum Schlussstein macht es uns deutlich: Das Ganze hält nicht, wenn wir bei all unserem Tun und Schaffen vergessen, das „Licht der Welt“ einzufügen.
Text: Heinz Taeger · Foto: Matthias Ewelt – Motiv: Schlussstein mit Laurentiusfigur, St. Laurentius, Elpersdorf