Jubelkonfirmation am Palmsonntag

Am Palmsonntag erinnerten sich insgesamt 39 Jubelkonfirmandinnen und Konfirmanden an Ihre Konfirmation vor 50, 60 und 70 Jahren.

 

Bildrechte Helge Ströhlein
Bildrechte Helge Ströhlein

Predigt zur Jubelkonfirmation am 2.4.2023 Palmsonntag in der St.Laurentiuskirche Elpersdorf
Liebe Jubelkonfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Festgemeinde, Jesus zieht auf einem Esel in Jerusalem ein – Hosianna! Die Leute laufen ihm entgegen, jubeln ihm zu: Du sollst unser König sein! Du bist der , auf den wir solange schon gehofft haben. Der Messias! Der Retter! Der Erlöser! Dieses Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem war der Grund, weshalb am Palmsonntag die Konfirmationen gefeiert wurden. Mit 14 Jahren – damals der Zeitpunkt bevor die meisten von ihnen eine Lehre begannen und in das harte Arbeitsleben entlassen wurden – sollten sie wissen, wer vorangeht auf der manchmal ganz schön kurvigen oder steilen Lebensbahn. Mich überkommt immer wieder ein erhabenes Gefühl, wenn ich zu den Klängen des Liedes „Tut mir auf die schöne Pforte“ in die Kirche einziehe, unter dem frisch gebundenen Buchsbogen hindurch. Ich ziehe ein – durch das geschmückte Tor genauso wie Jesus mit den vielen Anhängern, die ihm zujubelten: Du sollst unser König sein. Erst viel später nach meiner Konfirmation begann ich die zweite Strophe als Gebet zu beten und im Herzen zu verstehen: Ich bin her zu dir gekommen, komme du nun auch zu mir- wo du Wohnung hast genommen, da ist lauter Himmel hier- zieh in meinem Herzen ein, lass es deinen Tempel sein.

Einfach faszinierend wie sich das Bild vom Einzug durchzieht durch dieses Fest Jesus zieht in Jerusalem – im Tempel – ein. Jesus , der König, der Herzenskönig Gleichzeitig ziehe ich in das Haus Gottes ein, werde erwachsenes Glied der Gemeinschaft der Gläubigen Und auch gleichzeitig zieht dieser Jesus in meinem Herzen ein, ganz persönlich bei mir. Ganz unterschiedlich werden Ihre Erinnerungen an Ihre Konfirmation vor 70, 60 oder 50 Jahren sein. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie eine Prüfung ablegten, vor allen Dingen vor einem gestrengen Pfarrer und vor einem meist noch strengerem Kirchenvorstand. Ich selbst erinnere mich, dass mich meine Patin vor der Konfirmation fragte, ob ich wüsste, wozu mir die Leute gratulieren. Meine Antwort war: -„ weil ich die Prüfung bestanden habe!“ Gleichzeitig erinnere ich mich, dass ich zittrige Knie vorne am Altar hatte als wir miteinander „Ja, ich glaube“ sagten und es mir warm ums Herz war als die Hände zum Segen aufgelegt wurden. Im Studium und Beruf als Pfarrerin wurde ich oft gefragt: Hast du dich zu Jesus Christus bekannt? Hast du ein echtes Bekehrungserlebnis – oder ein Berufungserlebnis? Und ich sagte und sage es auch heut noch: Ich bin getauft und Ich habe JA gesagt bei der Konfirmation . Nein, ich habe keine besonderes Berufungserlebnis. Ich glaube und zweifle - ob Pfarrerin oder nicht. Doch in allem bin ich doch in meinem innersten getragen von der Zusage, dass Gott mich liebt. Mit Jesus ist es wie in jeder anderen Herzensbeziehung auch –in manchen Zeiten kann ich gar nicht genug bekommen von innigen Gebeten und Liedern, mal fühle ich mich ganz eng verbunden und geborgen und es fühlt sich ganz wahr an das Wort: Nichts kann mich scheiden von der Liebe ChristiUnd ein andermal bin ich so beschäftigt mit der eigenen Karriere oder dem Berufsalltag oder dem Familienstress oder dem Gestalten meiner Freizeit , dass ich vergesse mir Zeit zu nehmen für mich und für Gott . Ich erlebe es bei vielen Gemeindegliedern und auch bei Pfarrerskollegen un auch bei mir selbst: Ein anstrengendes Berufsleben ist eine große Versuchung. Ich bin so beschäftigt, dass ich mir immer weniger Zeit für mich und für meine Herzensbeziehung nehme – sei es die Beziehung zum Partner oder eben auch die beziehung zu Gott. Ich habe den Vorteil, dass ich beruflich mit dem Wort Gottes zu tun habe – aber ich kann es gut nachempfinden, dass bei vielen , die im Arbeitsleben voll aufgehen, der gedanke an Gott immer weiter in den Hintergrund rutscht und leider – bei sovielen Menschen unserer gesellschaft bewirkt, dass sie sich von der Kirche entfremden und nicht wenige auch austreten. Wie gut dass Sie heute da sind! Die goldenen Konfirmandinnen und Konfirmanden stehen am Übergang zum Ruhestand. Vielleicht können sie das heutige Fest als neue Einladung sehen, sich wieder öfter Zeit zu nehmen für den, der unser Herzenskönig sein will.

Morgens und abends kurz inne halten – und danke sagen- danke Gott, dass ich lebe, danke Gott, dass du da bist und mich begleitest. In ganz schwierigen Situationen komme auch ich nicht über das Klagen und Weinen hinweg. Ich hab das Gefühl Gott wegzuschicken wie einen Liebhaber, der mich schwer verletzt hat. Nein ich will und kann nicht glauben. Eine Freundin von mir, die ihren Sohn durch einen Unfall tragisch verloren hatte, sagte das einmal auf die Frage, wie sie an Gott glauben kann: „Ich klagte Gott immer wieder an und schickte Gott immer wieder weg, weil er mir ungerecht und fragwürdig und ohnmächtig vorkam … doch GOTT kam immer wieder zurück und nahm mich liebevoll in die Arme und tröstete mich.“ Das ist das besondere an diesem König, der uns vorausgeht und der einzieht auf einem Esel, sanftmütig , voller Liebe und ohne Gewalt. Er geht einfach mit uns – alle unsere Lebenswege- auch durch den Tod zum Leben. Viele Konfirmationssprüche erzählen davon wie Gott uns begleitet auf unserem Weg – befiel du deine Wege oder ob ich schon wanderte im finsteren Tal fürchte ich kein Unglück oder weise mir Herr deinen Weg – Besonders Mut machend ist für mich aus Jesaja 40: Die auf den HERRN harren kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

AMEN